Herr Ober, bitte ein Helles.

(zum Vergößern der Fotos diese bitte anklicken)

Diesen Satz hört man häufig in manchen Lokalen, aber ich möchte gern eines von Ihren hellen Soays kaufen, kaum noch. Fast alle Neueinsteiger in der Soayzucht und viele von den altbekannten Züchtern bevorzugen die dunkle Farbvariante. Wenn dieser Trend weiter anhält sehe ich schwarz für unsere Hellen.

Die meisten argumentieren, dass es beim Betrachten der Soays ein schönerer Anblick sei wenn alle Tiere vom dunklen Farbschlag stammen. Es schmerzt das Auge wenn in einer überwiegend mit dunklen Schafen bestückten Herde ein oder zwei helle Schafe mitlaufen. Na ja, über Geschmack lässt sich bekanntermaßen streiten. Aber eine rein helle Soayherde, lässt  bei einigen Züchter auch deren Herzen höher schlagen.Dann gibt es solche, die keine Ahnung von der Existenz der hellen Farbvariante haben. Ich glaube aber, dass dies nicht auf  IG-Mitglieder zutrifft.

Gemische Herde
Gemischte Herde

In den Anfängen der Soayzucht waren die hellen Gene noch gut verteilt. Ein Zehntel waren hell, der Rest war dunkel. Von den Dunklen musste eine größere Anzahl der Schafe spalterbig in hell sein. Phänotypisch also dunkel, genotypisch tragen diese Soays die helle Erbinformation in sich. Diese Spalterbigkeit sieht man den Dunklen nicht an, nur durch Kontrollverpaarung mit hellen Schafen kann man es feststellen. Andersrum sind alle hellen Soays reinerbig, dass heißt helle Soays können nie spalterbig in dunkel sein, weil sie phänotypisch und genotypisch hell sind. Die helle Farbe wird rezessiv vererbt, somit ist dunkel dominant über hell.

Helle Zuchtgruppe
Helle Zuchtgruppe

Mit dem Beispiel der Vererbung der Farben dunkel und hell beim Soayschaf sind wir bereits bei den Mendelschen Gesetzen. Als Erster erkannte Gregor Mendel (1822-1884) diese wichtige Grundlage der Vererbungslehre. Mendel prägte die Begriffe dominante und rezessive Gene, welche bei der Vererbung von Merkmalen eine wichtige Rolle spielen. Ihre Kombination bestimmt die Ausprägung eines Merkmals, wobei man immer ein Genpaar benötigt (ein väterliches und ein mütterliches). Rezessive Gene werden nur sichtbar wenn sie doppelt vorhanden sind.

Die Mendelschen Regeln zusammengefasst:

  • 1.) Gleichheitsregel:
    Die erste Kreuzungsgeneration verschiedener reinerbiger Eltern ist  immer gleich aussehend.

  • 2.)Spaltungsregel:
    Kreuzt man diese Tiere untereinander, so spaltet die nächste Generation in einem bestimmten Verhältnis auf (einfachster Fall, 1: 2: 1).

  • 3.) Unabhängigkeitsregel:
    Mehrere Anlagenpaare können unabhängig voneinander vererbt werden. Die Anlagen vermischen sich nicht.
verschiedene Lämmer
Rechts die beiden stehenden Lämmer gehören der hellen,
links der dunklen Farbvariante an.

Nutzt man dieses Vererbungsgesetz, so kann man sich leicht eine eigene helle Herde züchten. Angenommen in einer dunklen Soayherde fällt ein helles Bocklamm, (oder man kauft einen hellen Bock) mit dem man weiterzüchten  möchte. Somit wäre die gesamte Nachzucht vom  hellen Bock mit den dunklen Mutterschafen, spalterbig in hell auch wenn alle Lämmer dunkel aussehen. Nimmt man jetzt diese weiblichen Soay (dunkle spalterbig in hell) und paart sie mit dem hellen Bock, dann fallen in der nächsten Generation helle und dunkle Lämmer beiderlei Geschlechts, wobei alle Dunklen wieder spalterbig in hell sind. Verpaart man hell mit hell ist die gesamte Nachzucht logisch hell, es fallen gerade bei dieser Verpaarung auch Lämmer mit einer rötlichen Nuance, nicht nur am Kopf sondern am ganzen Körper. Aber auch bei dunklen Elterntieren kommen Lämmer in einer rötlichen Fuchsfarbe. vor. Man kann vom äußeren Erscheinungsbild nicht vorhersagen, ob sie später hell oder dunkel werden, aber die Zunge verrät ihr Geheimnis. Wenn die Lämmer fleischfarbene Zungen wie wir Mensch haben, sind es helle Soays und bei blaugrauer Zunge sind es dunkle Soays.

Drillinge
Drillinge, zwei helle und ein dunkles
Lamm
farbige Lämmer
Verschieden farbige Lämmer

Die Farbe von Wolle oder Haaren wird durch Einlagerung von Melanin verursacht. Säugetiere weisen vorwiegend  nur zwei Pigmentformen auf, nämlich Eumelanin (griech.: eu = gut, melas = schwarz), welches nur zwei Farben schwarz und braun verursacht und Phäomelanin (griech.: phaeos = schmutzig), das gelbe oder rötlich-orange Farbtöne erzeugt. Hierbei ist die Verteilung und die Konzentration des Melanins in den verschiedenen Schichten der Haare verantwortlich, in welcher Farbvariante uns ein Soayschaf erscheint. Die dunklen Soays könnte man in drei Farbtöne einteilen, in hellbraun, mittelbraun und dunkelbraun. Bei den Hellen ist der Farbunterschied nicht so gut erkennbar, sie sind meist hellcreme oder rötlichcreme. Ein Phänomen nach dem Fellwechsel ist, das man die hellbraunen und die rötlich-creme Schafe kaum an der Farbe unterscheiden kann, denn die neue Wolle ist bei beiden wesentlich dunkler, man könnte sagen sie ist gleich, denn erst im Laufe des Sommers bleicht sie wieder aus.

verschieden farbige Lämmer
Verschieden farbige Lämmer

An Hand der Vererbung über die Wollfarbe oder Hörner lassen sich die Mendelschen  Gesetze leicht erklären. Man spricht von qualitativen Merkmalen. Nahezu alle wichtigen Leistungsmerkmale wie z.B. Fleischbildung, Milchleistung oder Schurertrag unserer Nutztiere sind quantitative Merkmale. Hierbei wird es mit der Herauszüchtung wesentlich schwieriger, denn nicht nur die Gene, sondern auch äußere Einflüsse spielen eine große Rolle.

Mein Anliegen an alle Züchter, probieren Sie es einfach mal aus. Nur so können wir gemeinsam  den hellen Farbschlag unserer Soays erhalten, denn es wäre schade wenn es sie eines Tages nicht mehr gibt.

...zum Seitenanfang