Einige Gedanken zur Zucht von Soayschafen.


Bei der Besichtigung von etwa 200 Soayschafen im Raum Bitburg waren 140 Tiere Mischlinge, das sind 70%. Diese Zahl gibt einem doch zu denken, zumal man immer öfter hört wie wichtig es ist, das vorhandene ursprüngliche Genpotenzial zu bewahren.

Wenn man von den Soays als Rasse spricht, ist die züchterische Grundlage die Rassezucht oder Reinzucht. Also jeweils Anpaarungen von Schafen gleicher Rasse. Zur Reinzucht zählt gleichfalls auch die Linien- und Inzucht. Durch die Verwendung der Reinzucht sollen sich die Schafe immer ähnlicher und die wesentlichen Eigenschaften erhalten werden. Die Übertragung erblicher Eigenschaften von den Eltern auf ihre Nachkommen ist unter anderem abhängig vom Erblichkeitsgrad (Heritabilität), dem Maß für die erblichen Merkmale.

Wird eine möglichst große Vereinheitlichung gewünscht, so kann man mit Hilfe der Inzucht noch einheitlichere Erbanlagen bei den Schafen erzielen, als dies bei der normalen Reinzucht der Fall wäre.

Bei der Frage nach den Nachteilen der Inzucht, steht erstens, die Zunahme der verdeckten Erbfehler, denn nicht nur die positiven sondern auch die negativen Gene werden vererbt. Ein Beispiel ist die Verzwergung, dies wäre auch eine Erklärung für die Größe unsere Soays, bedingt durch den Inzuchtkoeffizient, der Fläche und der Nahrungsgrundlage der Insel im Ursprungsgebiet.

Zweitens führt strenge Inzucht zu vermehrten Gesundheits- und Fruchtbarkeitsproblemen, dies könnte auch die Ursache für den zum Teil schlechten Fellabwurf in einigen Herden sein.

Vorteile der Inzucht sieht man in der Erhöhung oder Bündelung der positiven Erbanlagen, um diese im Erscheinungsbild zu festigen. Diesen Effekt macht man sich in Spitzenzuchten oft zunutze, indem bewusst Inzucht auf ein oder mehrere Elterntiere betrieben wird, um einen Bock mit guten Vererbungseigenschaften bei großer Vererbungssicherheit zu erlangen. Ein altes und keineswegs falsches Sprichwort lautet : " Der Bock ist die halbe Herde."

Während das Mutterschaf in jedem Jahr meist ein oder zwei Lämmern seine Erbanlage übergibt, kann die Zahl der Lämmer eines Bockes bei entsprechenden Muttern und Mehrlingsanteil 30 bis 40 Stück im Jahr überschreiten. Die Auswahl der Zuchtböcke muss deshalb wesentlich sorgfältiger erfolgen, als dies bei einem Mutterlamm der Fall wäre, welches zur Zucht oder zum Schlachter kommt.

Wenn man einen Soaybock mit korrekter Hornstellung, sauberem Fellabwurf und gutem Gemüt zur mehrmaligen Zucht einsetzt, können sich seine Gene in den Nachkommen festigen.

Zuchtbock
Dreieinhalbjähriger Zuchtbock.

 

Vererbung
Zum Beispiel: Bock A verpaart mit Schaf B

 

Bei jeder weiteren Generation nehmen die Gene des Bockes zu und die des Schafes ab. Bedingt durch die Abnahme der genetischen Vielfalt innerhalb einer Rasse, können wertvolle Gene verloren gehen. So wurde sicher in den Anfängen der Soayzucht gezüchtet. Der Altbock deckte alles, bis er irgendwann geschlachtet wurde und der stärkste Jungbock übernahm seinen Platz. Nach einigen Jahren ist so eine Herde durchgezüchtet und viele Tiere sehen im Erscheinungsbild gleich aus.

 

Mutterschafe

Drei Mutterschafe der dunklen Variante und ein Lammbock.

Wer die Möglichkeit hat, sich zwei oder drei Linien aufzubauen, kann bei eventuellen Problemen untereinander kreuzen. Denn Inzucht ist nicht vererbbar. Wenn auch das eine oder das andere Tier in seiner Ahnenfolge einen Vorfahren ein- oder mehrfach aufweisen kann, so ist dies unbedenklich. Man spricht von Linienzucht. Vergleicht man Soayschafe aus den verschiedenen Herden der Bundesländer, so unterscheiden sie sich schon in Größe, Gewicht, Farbe und Hörnern.

Ein wichtiger Aspekt in der Soayzucht ist der Zuchttieraustausch, um alle vorhandenen Gene und Eigenschaften zu erhalten. Deshalb sollte ein Zuchtbock nicht öfter als ein- bis zweimal mit seiner eigenen Generationsfolge verpaart werden. Ich kenne zwei Züchter, die so seit 10 bzw. 20 Jahren züchten, ohne dass negative Eigenschaften bisher auftraten. Dies gelingt aber erst bei einer größeren Anzahl von Zuchttieren, ab 25 Stück aufwärts.

Menschen setzen Zuchtziele fest. Wer diese Hürden nicht nehmen kann, dem Zuchtfortschritt im Wege ist, dessen Gene haben keine großen Chance. So ist es zumindest in den Leistungszuchten.

Die Erhaltung eines robusten, genügsamen und wetterfesten Schafes, welches sich durch leichte Ablammung, schnellen und vollkommenen Fellabwurf, sowie geringes Klauenwachstum auszeichnet, sind die uralten Eigenschaften die es in seiner Vielfalt zu erhalten gilt.

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